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Die 5 Parameter eines balancierten Nervensystems

Larissa Grassmann • 22. Februar 2025

  Wie reagierst du auf Überraschungen?

Unser Nervensystem ist das unsichtbare Steuerzentrum unseres Wohlbefindens. Ob wir uns sicher, energiegeladen oder gestresst fühlen – all das wird von der Regulation unseres autonomen Nervensystems beeinflusst. Ein gut reguliertes Nervensystem hilft uns, Herausforderungen zu meistern, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und langfristig gesund zu bleiben. Doch woran erkennt man, ob das eigene Nervensystem in Balance ist?

 

In unserer Arbeit haben sich fünf essenzielle Parameter herauskristallisiert, die anzeigen, ob dein Nervensystem stabil und widerstandsfähig ist. Sie zeigen dir, wo du gerade stehst – und wo du ansetzen kannst, um deine Regulation zu verbessern.

 


 

1. Stabilität – Deine innere Widerstandskraft

 

2. Flexibilität – Die Kunst der Anpassung

 

3. Anpassungsfähigkeit – Spontanes Reagieren auf Veränderungen

 

4. Vitalität – Energie und Regeneration

 

5. Kohärenz – Einheit von Körper, Emotionen und Gedanken

 



 

1. Stabilität – Deine innere Widerstandskraft

 

Stabilität bedeutet, dass dein Nervensystem auch in stressigen Zeiten Halt findet und nicht sofort in Überforderung kippt. Du kannst schwierige Situationen bewältigen, ohne dass sie dich völlig aus der Bahn werfen.

 

Du hast ein Körpergefühl, das auf getragen-sein und Vertrauen ausgelegt ist. Menschen, die gelernt haben, sich selbst immer wieder in ein inneres Gleichgewicht zu bringen, entwickeln eine starke Ausstrahlung und Attraktivität, die weniger mit Schönheitsidealen zu tun hat, als mit einer inneren Zentriertheit. Diese innere Erdung und Ruhe wirkt auf andere sehr anziehend und sogar heilsam. Du wirst als verlässlich und kompetent wahrgenommen. Der Fels in der Brandung.

 

  • Frage dich: Fühlst du dich oft emotional oder körperlich erschöpft, wenn Herausforderungen auftauchen? Oder kannst du dich selbst gut regulieren und zu deiner Mitte zurückfinden?

 

 

Übung für mehr Stabilität:

 
 

  • Massiere deine Füße mit deinen Händen oder rolle deine Fußsohlen über einen Tennisball. Stelle dich dann aufrecht hin, mit beiden Füßen fest auf den Boden und spüre die Verbindung zur Erde. Atme tief ein und aus, während du dir innerlich sagst: Ich fühle mich stabil und getragen. 

 

  • Kleine Kraftübungen wie Liegestütze an der Wand oder Kniebeugen können zusätzlich helfen, dein System zu stabilisieren.

 

 

2. Flexibilität – Die Kunst der Anpassung

 

Ein balanciertes Nervensystem ist flexibel – es kann zwischen verschiedenen Zuständen wechseln, ohne hängen zu bleiben. Du kannst entspannt sein, wenn es passt, aber auch aktiv werden, wenn es nötig ist.

 

Erkennen kannst diesen Zustand an elastischen anpassungsfähigen Muskeln und Faszien.  Im Falle einer Gefahr könntest du weglaufen oder dich verteidigen.  Deine Muskeln werden hart und angespannt. Genauso gut kannst du dich entspannt zurücklehnen, wenn nichts zu tun ist und den Moment genießen. Deine Faszien werden dabei weich und durchlässig. Die Elastizität der Faszien unterstützt also die Fähigkeit des Nervensystems, auf Umweltreize flexibel zu reagieren und einen sicheren inneren Zustand aufrechtzuerhalten. 

 

 

  • Frage dich: Kannst du dich nach einer stressigen Phase schnell wieder entspannen? Oder fühlst du dich oft festgefahren – entweder in ständiger Anspannung oder in Erschöpfung?

 
 

Übung für mehr Flexibilität:

 

 

  • Wechsle bewusst zwischen Aktivität und Ruhe: Probiere z. B. eine Minute schnelles Gehen, dann eine Minute langsames Gehen. Das hilft deine Atmung und deine Muskeln besser aufeinander abzustimmen und das Nervensystem flexibel zu halten.

 

  • Spiele mit deinem Tonfall: Spreche mit einer weichen, melodischen Stimme und wechsle dann in einen ruppigen, lauten Tonfall. Spüre, wie sich dabei die Muskelspannung im Körper verändert und wie dein Nervensystem reagiert.

 

  • Hüpfe für 10 bis 15 Sekunden auf der Stelle, dann lege dich für 10 bis 15 Sekunden auf den Boden. Wiederhole das 3 - 5 mal. Spüre, wie lange dein System braucht um die Wechsel zwischen Aktivität und Ruhe zu verarbeiten. (Je schneller es von Ruhe in Aktivität wechseln kann ohne in Stress zu verfallen, desto besser) 

 

 

3. Anpassungsfähigkeit – Spontanes Reagieren auf Veränderungen

 

Das Leben ist voller Überraschungen. Ein gut reguliertes Nervensystem kann darauf spontan und angemessen reagieren. Du bist in der Lage, die Richtung, die du eingeschlagen hast, jederzeit zu verlassen und zu verändern, ohne in eine Überforderung oder Starre zu verfallen. Körperlich erkennt man eine hohe Anpassungsleistung daran, dass du Bewegung jederzeit anhalten und umkehren kannst ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren.
 

Test: Stehe auf und setze dich langsam hin. Sag innerlich Stopp und halte abrupt in der Bewegung inne und kehre sie um. Wenn du das in allen Positionen des "sich hinsetzens" schaffst, (v.a. kurz bevor dein Po den Stuhl berührt,) dann hast du eine gute Muskelkontrolle und meisterst Veränderungen mit links;) 

 

 

  • Frage dich: Wie gehst du mit unerwarteten Situationen um? Fällt es dir leicht, dich umzuorientieren? Oder erstarrst du innerlich, wenn etwas nicht nach Plan läuft?

 
 

Übung für mehr Anpassungsfähigkeit:

 
 

  • Übe das Hinsetzten und Anhalten auf dem Stuhl. (Ich habe mit dieser Übung schon so manche meiner Sonnenbrillen vom "Daraufsetzt-Tot" bewahrt!)

 

  • Trainiere deine Augen: Wechsle im Sekundentakt von einem Objekt zum anderen hin und her und halte dabei jedesmal einen Moment inne, bis du das Objekt scharf siehst. Das unterstützt dein Gehirn darin, fremde Situationen schnell abzuschätzen und richtig zu handeln. 

 

  • Spontaner Richtungswechsel: Gehe im Raum umher und wechsle alle 10 Sekunden schnell die Richtung. Spüre, wie sich dieser Richtungswechsel in deinem Nervensystem anfühlt. Mit der Zeit gewöhnt es sich daran und kann sich schneller auf neue Situationen einstellen, ohne in Stress zu geraten.

 

 

4. Vitalität – Energie und Regeneration

 

Ein gesundes Nervensystem hat ausreichend Energiereserven und regeneriert sich schnell nach Belastungen. Du wachst morgens erfrischt auf, fühlst dich tagsüber wach und kannst dich nach Stress gut erholen.

 

Ein balanciertes Nervensystem beschenkt dich mit einer kräftigen Muskulatur aufgrund einer gesunden Herz-Kreislauf-Aktivität. Durch die permanente Regulationsleistung deines Herzens ist dein Energiehaushalt nahezu unerschöpflich.  Alterserscheinungen, wie nach vorne gebeugter Körper, und steife Gelenke verschwinden und dein Körper kann sich müheloser aufrichten. Ein reguliertes ANS trägt zu einem höheren Energielevel und einem gesteigerten Wohlbefinden bei.

 

 

  • Frage dich: Hast du genug Energie für deinen Alltag? Oder fühlst du dich oft müde, schlapp oder erschöpft?

 

Übung für mehr Vitalität:

 
 

  • Beginne den Tag mit bewussten Streckbewegungen und tiefem Gähnen – das aktiviert dein System.
  • Entstaube deine Faszien: Abklopfen deines ganzen Körpers bringt das Fasziensystem in Schwung und setzt Energie frei.
  • Trinke jeden Früh auf nüchternen Magen ein Glas warmes Wasser. Das ist wie eine morgendliche Dusche für den Darm. Ein frischer Start beginnt mit einer guten Verdauung;)


 

5. Kohärenz – Einheit von Körper, Emotionen und Gedanken

 

Wenn dein Nervensystem balanciert ist, spürst du eine innere Stimmigkeit: Dein Körpergefühl, deine Emotionen und deine Gedanken sind in Einklang. Du weißt, was du fühlst, kannst klar denken und auf deinen Körper hören.

 

Du kannst dich auf deine Sinne verlassen. Du bist dein eigenes Orientierungssystem und bester Ratgeber. Das versetzt dich in die außerordentliche Lage, nicht nur dich, sondern andere Menschen besser zu lesen und zu verstehen, Situationen schneller und korrekter einzuschätzen, spontan und intuitiv zu handeln. 

 

  • Frage dich: Fühlst du dich oft zerrissen oder innerlich uneins? Oder hast du das Gefühl, dass dein Körper, deine Emotionen und dein Geist eine stimmige Einheit bilden?

 

Übung für mehr Kohärenz:

 

  • Visualisiere eine Situation mit allen Sinnen, in der du dich völlig wohlgefühlt hast – das hilft deinem System, sich an Kohärenz zu erinnern.

 

  • Lege eine Hand auf dein Herz und eine auf den Bauch. Atme tief ein und aus und frage dich: Was brauche ich gerade wirklich?

 

  • Nehme ein Blatt Papier und einen Stift und zeichne mit geschlossenen Augen deine Atemwelle. Mit der Einatmung bewegt sich der Stift nach oben, mit der Ausatmung nach unten. Das synchronisiert Atmung und Herzschlag und bringt dich mit dir selbst in Kontakt

 
 

Fazit: Dein Nervensystem als Schlüssel zu mehr Wohlbefinden

 

Die fünf Parameter – Stabilität, Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Vitalität und Kohärenz – sind wichtige Bausteine und zeigen an, wie gut dein Nervensystem belastende Lebensereignisse regulieren kann. Wenn du merkst, dass ein Bereich noch nicht optimal funktioniert, kannst du ihn gezielt trainieren.

 

Tipp: Wähle eine der Übungen aus und integriere sie für eine Woche in deinen Alltag. Beobachte, was sich verändert. Dein Nervensystem ist lernfähig – kleine Impulse können eine große Wirkung haben!

 

Welche der fünf Parameter spricht dich am meisten an? Oder woran knabberst du am meisten?  Teile deine Gedanken gerne in den Kommentaren!

 

Übrigens: Mit unserem Onlinekurs der Polyvagalen Hausapotheke lernst du wie du im Alltag dein Nervensystem von Stress und Anspannung befreien kannst, sodass du hinter jeden der 5 Parameter der Regulation einen Haken machen kannst :)

 


Bleib neugierig!

 

Deine Larissa

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